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„Wenn ein Jüngling in Paris auffällig gekleidet ist, nicht arbeitet, sich erotische Zügellosigkeiten erlaubt, im Café lebt und wunderliche Redensarten macht, sagt man, er sei ein Existenzialist.“ – So beginnt der Philosoph Karl Jaspers (1883 – 1969) seinen kurzen, 1951 veröffentlichten Aufsatz „Was ist Existentialismus?“. Jaspers selbst gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Existentialismus – und hat sich immer wieder dagegen gewehrt, in die Schublade der Existentialisten gesteckt zu werden.
Aber natürlich räumt auch er ein, dass er zu den PhilosophInnen gehört, die sich mit dem Thema der Existenz auseinander gesetzt haben. Und Japsers hat mit seinem Denken nicht zuletzt auch einerseits eine Verbindung zwischen Vernunft- und Existenzphilosophie geschaffen, hat andererseits mit seinem Konzept der Grenzsituationen ein Grundphänomen bedacht und begrifflich zugänglich gemacht, das menschliche Krisensituationen zu verstehen und in den Lebensprozess einzuordnen erlaubt – und damit auch dem therapeutischen Tun ein wichtiges Handwerkszeug zur Verfügung stellt.
Freilich war Jaspers nicht der einzige Existenzphilosoph von Rang, neben ihm sind u.a. Jean-Paul Sartre, Simon de Beauvoir oder Albert Camus als weitere Hauptvertreter der Existenzphilosophie zu nennen. Sie alle versuchten ein möglichst erlebnisnahes Verständnis der menschlichen Existenz in der Welt zu erlangen, sie alle bedachten den Menschen als lebendiges Wesen, das sich frei selbst gestalten kann, das im Zwiespalt zwischen Sinn und Absurdität steht, und das um die Beziehung zu seinen Mitmenschen ringt. Die Existenzphilosophie nimmt für sich in Anspruch, den konkreten Menschen in seiner situativen Verfasstheit in den Blick zu nehmen – und damit verfolgt sie das gleiche Ziel wie die Gestalttherapie.
Dieser Abendworkshop richtet sich an alle, die tiefer in die Theorie der Gestalttherapie einsteigen und damit ihr eigenes Selbstverständnis als GestalttherapeutInnen schärfen wollen. Er stellt aber auch – unabhängig vom Kontext der Gestalttherapie – eine Einführung in die Existenzphilosophie dar und wird aufzeigen, inwiefern alle Menschen sich selbst auf der Basis von existenzphilosophischen Überlegungen besser verstehen können.